Wie treffend ist die Perspektive von Personalabteilungen?

Warum Fachkräfte den Job wechseln

9. Dezember 2021 // 3 min Lesezeit

Die gravierenden Folgen des Fachkräftemangels sind offenbar nur in wenigen Unternehmen angekommen. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert einen weiter zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte. Das private Wirtschaftsforschungsinstitut IW beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den langfristigen Entwicklungen in Wirtschafts- und Sozialpolitik, dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt.

Manche gehen in Rente. Andere laufen weg.

Zwei Faktoren kommen zusammen. Zum Einen verringert sich die Zahl der Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Die Baby-Boomer gehen in Rente. So wird die Generation bezeichnet, die zwischen Ende der Fünfzigerjahre und Anfang der Siebzigerjahre geboren wurden. Es sind geburtenstarke Jahrgänge, die sich in den kommenden Jahren in die Rente verabschieden werden. Zum Anderen würden die Unternehmen den Wettbewerb selbst verschärfen, so die Studie. Es gelte an der Unternehmenskultur zu arbeiten. Fachkräfte suchen den Arbeitgeber, die kulturell zu ihnen passt, das weist die Studie nach. 

Gute Gründe zu wechseln

Das IW hat zwar die langfristigen Effekte der deutschen Wirtschaft im Fokus. In den hinteren Kapitel sind jedoch Zahlen versteckt, die vor allem die Personalabteilungen wach rütteln. Wer Fluktuation verhindern will, sollte wissen: Beschäftigte bleiben ihrem Unternehmen dann erhalten, wenn sie ihre Arbeit als sinnvoll erachten. Fast die Hälfte der Befragten denkt bei sinnvoller Arbeit kaum an einen Jobwechsel. Anders wenn die Arbeit als nicht sinnvoll empfunden wird. Dann steigt die Wechselbereitschaft sprungartig. Auch auf die Bereitschaft zur Veränderung des Unternehmens kommt es an. In fortschrittlichen Unternehmen, die an ihrer Transformation arbeiten, sind Fachkräfte deutlich zufriedener.

„Ich halt das nicht mehr aus.“

Besonders aufschlussreich sind die Ergebnisse, was die Gründe betrifft, die Beschäftige zum Jobwechsel veranlassen. Die Studie unterscheidet zwischen Personen, die daran denken, den Job zu wechseln und Personen, die den Job in den letzten 12 Monaten gewechselt haben. In beiden Gruppen erweist sich die Bezahlung als Wechselgrund Nr. 1. Doch bei den Beschäftigen, die an einen Wechsel denken, beträgt der Prozentsatz fast 50 Prozent. Bei den Beschäftigten, die tatsächlich ihren Job gewechselt haben, geben nur noch 35 % die Bezahlung als Beweggrund an.

Bei den tatsächlichen Jobwechslern liegt das Arbeitsklima als Beweggrund fast gleich auf (32 %). Es deutet vieles darauf hin, dass die Unzufriedenheit mit dem eigenen Gehalt weit verbreitet ist. Ein schlechtes Arbeitsklima jedoch ist jedoch noch mehr dazu geeignet, den Jobwechsel tatsächlich auszulösen. Weitere Beweggründe wie veränderte Arbeitsinhalte (42,7%) oder mangelnde Karrieremöglichkeiten (39,1 %) können zwar ebenfalls Wechselgedanken beflügeln. Bei denen, die ihren Job tatsächlich gewechselt haben, sind diese Gründe allerdings weniger stark ausgeprägt: Veränderte Arbeitsinhalte nennen 27,5 % der Job-Wechsler. 28,5 % führen die mangelnden Karrierechancen an.

Was weiß die Personalabteilung?

Personalabteilungen schätzen die Beweggründe in den meisten Fällen sehr zutreffend ein. Wenn man sich dort erkundigt, warum Beschäftige ihren Job wechseln, ergeben sich ähnliche Prozentsätze. Die Studie lässt allerdings vermuten, dass ein Wechselgrund häufig übersehen wird: die Arbeitsinhalte. Fast 40 % aller Wechselwilligen sind damit unzufrieden. Doch Personalabteilungen schätzen nur in rund 23 % aller Fälle ein, dass diese Arbeitsinhalte den Ausschlag für einen Jobwechsel gegeben haben. Auch das Arbeitsklima schätzen die Personalabteilungen besser ein als es tatsächlich empfunden wird. Im Rahmen der Studie wurden rund 4.000 Beschäftige sowie rund 1.000 Führungskräfte, GeschäftsführerInnen und RecruiterInnen befragt.

Photo by Behzad Ghaffarian on Unsplash

Tags:

Gehalt Institut der deutschen Wirtschaft Fachkräftemangel Job-Wechsel Beweggründe Arbeitsinhalte


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